Orgontherapie 3.

Beispiele biopathischer Erkrankungen

Im Modell der energetischen Medizin nach Reich kann man nun biopathische Prozesse in zwei Bereiche aufgliedern:

Erstens: Erkrankungen, die durch Sympathikohypertonie bedingt sind (diese sind von Reich teilweise eingehend behandelt und beschrieben worden):

 

Als Beispiel seien Herz- Kreislauferkrankungen leidende Patienten angeführt.

Herz- Kreislauferkrankungen sind in der BRD seit Jahrzehnten die Haupttodesursache, die Ursache ist fast ausschließlich Bluthochdruck mit den Folgeerscheinungen Schlaganfall, Herzinfarkt und Nierenveränderungen.

Über 80 % der Bluthochdruckerkrankungen werden als "essentielle Hypertonie" diagnostiziert, bei der die Ursache der Erkrankung unbekannt ist. Das Bestehen einer essentiellen Hypertonie über Jahre hinweg führt zu Veränderungen im Gefäßsystem und an inneren Organen, die wiederum die Erkrankung verstärken.Nach Ermittlungen der American Heart Association leiden etwa 20 % aller 20 - 80 jährigen Menschen an einem Bluthochdruck, in den USA befindet sich die essentielle Hypertonie mit den von ihr verursachten Komplikationen an erster Stelle der Todesursachen noch vor Malignomen und Unfällen zusammengenommen.

"Die Anlage zur essentiellen Hypertonie besteht in dem Unvermögen des Organismus, eintretende Störungen der Blutdrucklage ( wie z.B. durch Stress ) rasch zu überwinden. Halten solche Störungen länger an, stellen sich die kreislaufregulierenden Zentren auf eine überhöhte Regelgröße ein : aus dem labilen Hochdruck entwickelt sich ein stabiler Hochdruck." ( Herold, "Innere Medizin", Köln 1986 )

In der inneren Medizin werden bisher unbekannte genetische Faktoren und Ernährungsgewohnheiten als verusachende Einflüsse diskutiert, insgesamt spricht man von einer "multifaktoriellen Ätiologie", d.h. die krankheitsauslösende Ursache ist unbekannt.

Bluthochdruck wird nach Reich als eine Erkrankung mit einem Überwiegen der sympathischen Aktivität, mithin als Kontraktionsbiopathie angesehen.

Ausgangspunkt ist ein Überwiegen sympathischer Anspannung/Erregung mit ungenügender Anspannungs-/Erregungsabfuhr, in anderen Worten ein bioenergetischer Ladungsstau ohne die Möglichkeit bzw. Fähigkeit, diesen affektiv/ bioenergetisch zu entladen. Diesem Zustand entspricht ein Reaktionsmuster, was seit Cannon (1975) "emergency state" oder Bereitstellungsphase genannt wird, es geht mit gesteigertem Stoffwechsel, erhöhter Herzfrequenz und hohem Blutdruck einher. Die psychodynamische Entwicklung von Menschen mit essentieller Hypertonie wird nach zahlreichen, übereinstimmenden Untersuchungen entscheidend durch eine starke, fast zwangsneurotische Abwehr aggressiver Impulse geprägt.

Diese gestaute Aggressivität, dieser sog. "gehemmte Protest" wird zumeist in sozial verträglicher Weise durch die Ausbildung eines besonders intensiven, stark kontrollierten Leistungswillens verarbeitet.

Es kommt zu einem Verlust des psycho- vegetativen Gleichgewichts, zur biopathischen Pulsationsstörung. Das Unvermögen zur Anspannungsabfuhr, zur bioenergetischen Entladung, vermindert die notwendige parasympathische Steuerung der Kreislaufaktivitäten und führt dadurch zu einer Kontraktion,, zu einer Engstellung der kleinen Blutgefäße der inneren Organe.

Es kommt zu einer Erhöhung des peripheren Gefäßwiderstandes, was zu einem Anstieg des diastolischen Blutdruckwertes führt.

Bluthochdruck ist demnach eine sympathikotone Kontraktionserkrankung, die:

  1. zu einer bleibenden Veränderung der Kreislaufregulation führt, und
  2. organische Veränderungen induziert, die den Prozeß weiter verstärken. Bioenergetische Kontraktion beginnt immer an derPeripherie und bewegt sich zum biologischen Kern hin. Es kommt zu einer chronischen Sympathikusüberfunktion (Sympathikohypertonie)

Der biologische Kern des Organismus bleibt unangetastet, Affekte wie starke Wut- oder Angstreaktionen sind in der Therapie leicht auslösbar.

"Bei den vaskulären Biopathien ( Herz- Kreislauferkrankungen ) bleibt die biophysikalische Erregung biologisch, physiologisch und emotionell dauernd lebendig. Mit anderen Worten, der Kern des Organismus, das vegetative Nervensystem, produziert weiter Energie.

Beim Krebs dagegen gibt der biologische Kern in der Energieentwicklung nach. Mit dieser Verminderung der Energieproduktion werden Emotionen und Erregungen mit der Zeit schwächer und schwächer.

Dadurch ist die Funktion des Energieumsatzes im Körper weit intensiver gestört als bei Störungen mit auffälligen Symptomen .(...) Ein Angst- oder Wutausbruch ist, funktionell gesehen, noch immer eine Energieentladung, wenn auch pathologischer Art. Dagegen habe ich nie Krebskranke mit emotionellen Wutausbrüchen, lärmenden Emotionen gesehen." (Reich, "Der Krebs", Frankfurt 1975)

 

Das primäre Energiezentrum des Organismus, der biologische Kern ist demnach beim Hypertoniker unangetastet, die dort produzierte Energie aber kann nicht ausgedrückt, nicht entladen werden. Ein gutes Beispiel findet sich in dem von Thure v. Uexküll herausgegebenen Lehrbuch der Psychosomatischen Medizin:

Es wird im Kapitel über Bluthochdruckerkrankungen ein in Israel lebender Patient vorgestellt, der an einer therapieresistenten schweren Hypertonie erkrankt war, die medikamentös nicht beeinflußbar war. Während seiner Einberufung zur Zeit des 6 - Tage - Krieges normalisierte sich der Blutdruck vollständig, um nach der Rückkehr ins Zivilleben wieder den vorherigen Schweregrad anzunehmen.

Übereinstimmend wird von zahlreichen psychosomatisch orientierten Untersuchungen (Bach, Bastiaaans, Dunbar, Quint, Pflanz, Sroka, v. Uexküll, Wyss u.a.) die Unfähigkeit der Betroffenen beschrieben, aggressive Antriebe frei zum Ausdruck bringen zu können. Weiterführend ist in diesem Zusammenhang ein Experiment von Sapira und Mitarbeitern zu nennen :

Versuchspersonen mit Bluthochdruck und gesunden Kontrollpersonen wurde ein Film gezeigt, in dem im ersten Teil ein Arzt in seiner Sprechstunde einen Patienten mit hohem Blutdruck desinteressiert und in Eile abfertigt und sich offensichtlich über die Therapieresistenz des Hochdrucks zu ärgern scheint.

Im zweiten Teil des Films wird der Arzt mit dem gleichen Patienten gezeigt, wie er sich sehr entspannt und viel Zeit nehmend mit der Hypertonie unter Einbeziehung der Persönlichkeit des Kranken beschäftigt. In einer anschließenden Befragung nach dem Ende der Filmvorführung konnten die Versuchspersonen mit Bluthochdruck im Gegensatz zu den Kontrollpersonen keinen Unterschied in den beiden Teilen des Films beschreiben. Es scheint demnach nicht nur eine Hemmung aggressiver Impulse, sondern darüberhinaus auch eine Unterdrückung der Wahrnehmung zu Auseinandersetzung auffordernder Situationen vorhanden zu sein.

(Uexküll,"Lehrbuch der psychosomatischen Medizin", S. 600, München 1991)

Weitere Erkrankungen, die durch Sympathikohypertonie mitbedingt sind:

Schmerzzustände des Bewegungsapparates.

Diese machen die meisten Formen von Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, von Schulter- Armbeschwerden, Kreuzschmerzen, sogenanntem "Hexenschuß" und Ischiasbeschwerden aus. Als Ursache dieser Schmerzzustände wird in der Mehrzahl der angeführten Beschwerdebilder eine mechanische Schädigung der Wirbelsäule genannt. Im Gegensatz zu dieser Auffassung stimmt das röntgenologisch dokumentierbare Ausmaß der Läsionen selten mit der Intensität der Beschwerden überein. Weiterhin ist jedem Arzt und jedem Betroffenen bekannt, daß derartige Schmerzzustände deutlichen Schwankungen unterliegen, plötzlich zunehmen und auch wieder verschwinden können, die Veränderungen an der Wirbelsäule jedoch fast immer konstant bleiben. Zahlreiche Untersuchungen und auch die vegetotherapeutischen Erfahrungen weisen darauf hin, daß neben einer mechanischen Ursache die Intensität oder das Aussetzen der oft unerträglichen Schmerzen durch psycho-vegetative Prozesse ursächlich mitbestimmt wird.

Die zeitweilige Auslösung der Schmerzen ist z.B. bei der Wirbelsäule oft auf eine affektive Tonuserhöhung der Muskulatur zurückzuführen. Vor allem aqggressive und retentive Impulse, ein Zuviel an nicht abführbarer, überschießender Anspannung/Kontraktion schlagen sich in einem affektiv/extrapyramidal erhöhtem Muskeltonus nieder und verfestigen den Rumpf im Rahmen einer instinktiven Anspannungsreaktion, die starke aggressive Impulse chronisch binden kann.

Darüberhinaus wird in der psychosomatisch und bioenergetisch orientierten Medizin eine wesentliche Mitbedingtheit rheumatischer Erkrankungen durch chronisch erhöhte Anspannungszustände der quergestreiften Muskulatur angenommen. Dies wurde durch elektromyographische Untersuchungen untermauert: Patienten mit rheumatischen Erkrankungen zeigen stark erhöhte Muskelaktionsströme bei der Besprechung seelischer Konflikte verglichen mit nicht Erkrankten; weiter zeigt sich eine zeitliche Korrelation zwischen den erhöhten Meßwerten und der subjektiv geäußerten Intensivierung der Schmerzen. Die chronisch erhöhte Muskelspannung kann die chronisch werdende Gelenküberlastung, -erkrankung und -deformierung verursachen. In gleicher weise können chronische Anspannungszustände der Muskulatur zunächst im sinne einer Tendinosekrankheit periartikuläre Schwellungen als Vorstadien einer rheumatischen Arthritis verursachen.

Bei den oben angeführten Erkrankungen ist die Pulsationsarbeit im Sinne von Entladungsarbeit indiziert, der Einsatz des Orgonakkumulators ist bis zum Einsetzen selbstregulierender Pulsationen im Organismus des Betroffenen nicht anzuraten.

Erkrankungen, die durch Parasympathikotonie mitbedingt sind:

Als Ausgangszustand liegt hier ein Zuviel an psycho-vegetativer Anspannung unterschiedlichster Genese vor; auffallend ist in vielen Fällen ein "ängstlich getriebener" Ausdruck. Dieses Zuviel an innerer Anspannung, das keineswegs der äußeren Belastungssituation entsprechen muß, führt zu einem Anstau von Entspannungsimpulsen, die wenn der Organismus nach den Phasen gesteigerter Anspannung zur Ruhe kommt, in überschießender Form durchbrechen.

Exemplarisch für durch überschießende parasympathische Expansionsimpulse mitbedingte Erkrankungen sei hier das endogene (d.h. nicht allergische) Asthma bronchiale, das die verbreiteste Form dieser Erkrankung der Atemwege darstellt, angeführt:

Die wesentliche Funktionsstörung beim Asthma bronchiale liegt im Krampf der Bronchialmuskulatur, im sogenannten Bronchospasmus. Die Bronchialmuskulatur unterliegt einer vegetativen Steuerung: Sympathikusaktivität führt über die Erhöhung des cAMP-Spiegels in den Muskelzellen zu einer Erschlaffung der Bronchialmuskulatur. Parasympathische Aktivität führt über die Erhöhung des cGMP-Spiegels in den Muskelzellen zu einer Kontraktion der Bronchialmuskulatur.

Ein zeitweiliges oder chronisches Übergewicht parasympathischer Impulse führt zu der Symptomatik des Bronchialkrampfes. Asthmatische Anfälle treten gehäuft nach Phasen erhöhter seelischer oder körperlicher Anspannung auf. Es kommt beim belastungsindizierten Asthma, dem sogenannten "exercice-induced-asthma", im allgemeinen nicht während der Anstrengung zur Entwicklung eines Bronchospasmus, sondern charakteristischerweise erst unmittelbar nach der Belastung, wenn den entspannenden parasympathischen Regulationsimpulsen dominant Raum gegeben wird. In gleicher Weise konzentriert sich die asthmatische Symptomatik im Tagesrhythmus bevorzugt auf die Abend- und Nachtstunden, die unter parasympathischer Tonusdomonanz stehen. Stimulatoren der parasympathischen Aktivität, wie die Menstruation, führen regelmäßig zur Aktivierung des Beschwerdebildes.

In psychosomatischer und bioenergetischer Sichtweise findet man beim Asthmapatienten eine erhöhte innere Spannung, die in einer seelisch-körperlichen Anspannungssituation zu einem gesteigertem sympathischen Tonus führt. Dieses Zuviel an Anspannung wird beim Übergang zur Entspannung mit überschießender parasympathischer Aktivität gegenregulatorisch beantwortet. Nach vorrausgegangener Sensibilisierung der Bronchien führt die übersteigerte parasympathische Aktivität über den Anstieg des cGMP-Spiegels in der Bronchialmuskulatur zum Bronchialkrampf. Unter dem Begriff der durch überschießende parasympathische Impulse mitbedingten Erkrankungen können weiter subsummiert werden: Drehschwindelanfälle und Hörsturz, Kopfschmerzzustände, die mit Gefäßerweiterungen korreliert werden können, Verkrampfungs- und Schmerzzustände im Bereich der Gallenblase und ableitenden Gallenwege sowie zahlreiche allergische Reaktionszustände.